Festival-Nachbericht

Phono Pop Festival


"Und das Schild hier hänge ich jetzt vorne an die Kasse!" rief Carsten Roth, einer der Macher des Phono Pops, erfreut ins Mikrofon. Darauf stand nur ein einziges Wort, zu dem es bei den ersten drei Ausgaben des Festivals in Rüsselsheim nie ganz gereicht hatte: AUSVERKAUFT! Das Publikum klatschte begeistert und auch Petrus sorgte für ein Novum. Es blieb, entgegen aller Wetterprognosen, zum ersten Mal trocken in der alten Festung.

Noch am späten Samstag Nachmittag wurde über den Freitag geschwärmt. Zwar stießen Tele und Klee, je nach Gesprächspartner, auf ein geteiltes Echo, von großartiger Musik bis hin zu leichter Langeweile, aber Einigkeit herrschte bei Portugal. The Man. Keiner, wirklich keiner konnte etwas Schlechtes über die Band aus Alaska sagen, alle waren noch völlig überwältigt von ihren Liedern und ihrer Bühnenpräsenz.

Der zweite Festivaltag begann gemächlich. Während Diego als dritte Band spielten, genossen viele Besucher die Sonne im Innenhof, kickerten oder beschnupperten den T-Shirt-Stand, bei dem sie sich ein Shirt nach ihrem eigenen Wunsch designen lassen konnten. Doch schon bei The Audience platzte der Nebenhof mit der Hauptbühne aus allen Nähten. Sänger Bernd Pflaum war wieder einmal ein Phänomen für sich. Zwischen den Songs wirkte er wie ein Betrunkener, der jeden Moment in den Straßengraben fällt, doch die ersten Töne des nächsten Liedes wirkten wie der schwärzeste Kaffee der Welt. Perfekt präsentierten sie Songs aus ihren mittlerweile schon drei Alben.


Photos by Martin Korbach // The Audience, Kissogram, Bonaparte

Bevor Kissogram aus Berlin als nächste Band an der Reihe waren, spielten The Seven Lost Cities Of Gold aus Frankfurt als Opener der Hofbühne ein höchst melancholisches Set mit Keyboard, E-Bass, Posaune, Trompete und Mundharmonika, das an iLiKETRAiNS und Get Well Soon erinnerte. Auch im Sonnenschein und ohne Video- und Lichtshow verzauberten sie das Publikum. Auf der Hauptbühne merkte man wenige Minuten später, warum Kissogram mit Franz Ferdinand auf Tour waren. Die Ähnlichkeit beider Gruppen ist enorm, mittlerweile vielleicht sogar stärker als vor den gemeinsamen Konzerten.

Die jüngere Hälfte der Besucher war vermutlich hauptsächlich wegen der nächsten Band angereist: Bonaparte. Mit ihrer Circus-Show stellten sie, zumindest optisch, alles je auf dem Phono Pop Gesehene in den Schatten. Vogel, Clown, Balletttänzerin, strippende Matrosin, all das sprang auf der Bühne herum und sorgte für einen optischen Overkill. Die Musik wurde fast zur Nebensache abgestempelt. Begeisterung und strahlende Gesichter waren fast überall die Folge. Das komplette Kontrastprogramm lieferte die Hofbühne. Preslisa zeigte Dias aus Elvis-Filmen, erzählte dazu ein paar Geschichten und coverte seine Songs auf einer Ukulele. Unglaublich charmant.

Zum Abschluss des Phono Pops präsentierte das Festivalteam eine Band, die sie ursprünglich schon für den Auftakt 2006 buchen wollten: Die Sterne. Auch sie ließen sich schnell von der wunderbaren Atmosphäre anstecken, griffen Rufe aus dem Publikum auf und machten aus dem Chordettes-Klassiker "Lollipop" ein heiteres "Phono Pop, Phono Pop, oh Phono Phono Phono Pop". Wenn so schön schon der vierte Geburtstag gefeiert wird, freuen wir uns schon auf das fünfjährige Jubiläum im kommenden Jahr. Was dann wohl noch alles kommen mag?

Martin Korbach

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