Festival-Nachbericht

Müssen Alle Mit Festival 2013


Herzlich willkommen auf dieser Welt! Die Erstausgabe eines Festivals hat ja durchaus Ähnlichkeit mit der Geburt eines Kindes – die Eltern wären in diesem Fall das Hamburger Sympathieträgerlabel Tapete Records und der junge Wonneproppen das Stader Müssen Alle Mit Festival – das jedoch in Zukunft wahrscheinlich viel eher unter seinem Spitznamen MAMF bekannt sein wird.

Und wie das bei Geburten so ist, wird dann ja vorrangig zur Party eingeladen, wer sich eben am besten mit den Eltern versteht – man gut also, dass Tapete Records so einen netten Freundeskreis hat. So konnten bereits in frühen Nachmittagsstunden mit Tusq und Die Liga Der Gewöhnlichen Gentlemen durchaus namhafte Bands auf die Bühne der schnuckeligen Waldlichtung im Stader Bürgerpark gestellt werden – besonders letztere konnten mit ihrem beswingten Soulpop den einen oder anderen neuen Freund gewinnen, auch wenn ihr Plan, zur Besänftigung des Regengottes nur ihre guten Lieder zu spielen, leider nicht ganz funktionierte. Gratis dazu gab's mit Liga-Frontmann Carsten Friedrichs außerdem noch einen gut gelaunten Ansager für den weiteren Verlauf des Tages.

Dass Me And My Drummer und Naked Lunch für gewisse stimmungstechnische Hänger inmitten der Stader Kleinstadtklientel sorgten, war so vorhersehbar wie letztendlich vergessen – vor allem im Hinblick auf den Coheadliner Turbostaat: Wer die Husumer schon vorher liebte, weiß sowieso warum; all den anderen wurden mindestens die Augen geöffnet, was jenseits der Toten Hosen noch an Deutschpunk möglich ist und wie jenseits Jupiter Jones und Die Ärzte noch getextet werden kann. Kettcar dagegen frisst bei ihrem ersten Auftritt in Stade (aber zumindest ist Marcus Wiebusch laut eigener Aussage schon mal an Jork vorbeigefahren) das Publikum von der ersten Sekunde an aus der Hand – geschuldet wohl auch einem Set, das vorrangig die allgemeinen Sympathien für die fantastischen ersten beiden Alben der Band befriedigt und Songs des doch eher enttäuschenden "Zwischen Den Runden" nur kleckerweise einstreut.

Dass das gastronomische Angebot beim ersten MAMF noch etwas bescheiden wirkte (ein Schelm, wer Ironisches dabei denkt) und technische Probleme Naked Lunch immerhin ein Drittel ihrer Spielzeit kosteten – Kinderkrankheiten eben, um wieder auf den Vergleich vom Anfang zurückzukommen. Dass immerhin 2000 Leute zur Taufe kamen, ist gerade im Hinblick auf aktuelles Festivalsterben aber auf jeden Fall ein guter Einstand – so freut sich die norddeutsche Festivalwelt über hoffentlich noch viele Jahre mit dem neuen Brüderchen.

Jan Martens

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